Mitte März machten wir (Dobi und Michael) uns auf den Weg ins sonnige Südafrika, um den dortigen Ironman zu bestreiten. Die Saisonvorbereitung war dank unseres eher milden Winters doch relativ gut und ermöglichte uns mit ein paar Kilometern in den Beinen an den Start zu gehen. Genau wie Dobi, bekam ich kurz vorher meinen neuen Flitzer der Dank seines rot/weißen Designs gut zu meinem Helm passte.
Wir landeten in Port Elizabeth einige Tage vor dem Wettkampf und konnten uns so noch ein wenig akklimatisieren, und für mich war es das erste Mal dass ich die gesamte Rennorganisation und -vorbereitung und die sich immer mehr steigende Spannung miterlebte. Da sämtliche Strecken feststanden, konnten wir zuvor ein paar Mal die Schwimmstrecke abschwimmen und eine 60km Runde auf dem Rad abspulen. Unsere erste Enttäuschung mussten wir erleben als wir eine Schwimmrunde abschwammen, dies relativ flott machten und trotzdem 33 Minuten brauchten, das verhieß für den Wettkampftag nichts Gutes.Die Radstrecke war in der ersten Hälfte kein Vergnügen, da wir mitten durch den Stadtverkehr fuhren und uns sämtliche Autos und alles was sonst noch 4 Räder hatte, die Vorfahrt nahm und den Weg schnitt. Fahrradfahrer waren hier anscheinend kein gewohnter Anblick. In der zweiten Hälfte waren wir endlich der Stadt entkommen und es wurde ungewohnt ruhig auf der Strasse, dafür war der Asphalt auf einmal rau und der Wind heftig. Das letzte Drittel der Radstrecke entschädigte allerdings für alles, hier führte der Weg direkt am Meer entlang und der Ausblick war der helle Wahnsinn, leider genauso wie der Wind, so dass wir nach genau 2h wieder an unserer Pension ankamen.
Untergebracht waren wir in direkter Nähe zum Schwimmstart, in einer kleinen aber wirklich schönen Pension mit tollem Frühstück. Die letzten 2 Tage verliefen noch ruhig und wir konnten noch einmal letzte Kräfte sammeln. Etwas unruhiger waren einige Mitstarter die bis zur letzten Minute noch den Pier hoch und runter rannten oder wie der schwedische Profi Björn Anderson, andauernd vor unserer Nase die Küstenstraße entlangdüste.Samstag war Bike-Check-In, inklusive bestaunen aller anderen Fahrräder und deren durchtrainierten Eigentümer. Nach Abgabe der Wechselbeutel wurde man sogar gewogen und das Gewicht, bei mir 82,2kg, auf die Hand geschrieben. Was es damit auf sich hatte musste ich leider später nach dem Zieleinlauf erfahren. Nach einer für mich halbwegs erholsamen Nacht, wie es Dobi erging weiß ich leider nicht, machte ich mich früh gegen 5Uhr auf in die Wechselzone. Nachdem ich bestimmt 243-mal alles am Rad kontrollierte und checkte war es auch schon hell und der Schwimmstart nicht mehr fern.
Das Einschwimmen verpasste ich, da ich bis zum Schluss nicht gecheckt hatte welcher Einstieg dafür zu benutzen gewesen wäre. Also versuchte ich mich soweit wie möglich vorn hin zu stellen und landete in der dritten Reihe. Die 1500 Wettbewerber standen in einem 50 breiten Korridor in endlosen Schlangen hintereinander aufgereiht und bildeten einen famosen Anblick. Die Profis durften sich etwas 15m vor uns an das Wasser stellen, was sich allerdings einige Sekunden später als zu wenig herausstellte! Nach dem Startschuss rannten die meisten los als wenn es kein Morgen gäbe und die Vorausgestarteten wurden nach 5 Sekunden von einer wildgewordenen Agegrouper-Meute im Wasser verprügelt. Die Wellen waren mit 2,5 Metern sehr hoch und spuckten nicht wenige Schwimmer wieder am Strand aus. Meine anfängliche Taktik, ganz rechts zu schwimmen, war nicht durchführbar, weil ich innerhalb von einigen Millisekunden einfach eingezingelt wurde. Die Prügelei löste sich zu meinem Erstaunen nach der ersten Wendeboje jedoch schnell auf und ich konnte ungehindert losschwimmen. Nachdem ich die ganze Zeit neben Natascha Badmann, dank ihrer Badekappe eindeutig zu erkennen, schwamm und ihr sogar einmal meinen Schwimmschatten anbot (dafür müsste sie mir eigentlich was vom Preisgeld abgeben!), war das alte Wettkampfgefühl zurück! Ich freute mich auf alles was kommen sollte. Die erste Runde lief mit ca.34min erwartungsgemäß, ich stellte allerdings fest dass wir mindestens 200m am Strand umher rannten bevor wir wieder gegen die stärker werdenden Wellen ankämpfen durften. Etwas enttäuscht von meiner Zeit, nichtahnend dass die Schwimmzeiten im Allgemeinen recht langsam waren und der schnellste gerade mal knapp eine Stunde gebraucht hatte. Also rannte ich nach 1:12h und dabei richtig k.o. und noch völlig desorientiert in die Wechselzone. Durch die Wellen wäre ich fast seekrank geworden!
Der Wechsel lief gut, allerdings etwas zu langsam, hier muss ich noch mehr üben. Auf dem Rad fühlte ich mich gleich viel wohler und musste mich gleich von Anfang an bremsen, nicht zu schnell loszufahren. Ich hatte nämlich vor dem Rennen beschlossen genau meine Pulswerte einzuhalten, welche ich mir beim Radfahren auf 150-155 setzte, ca. 10-15 Schläge unter meiner Schwelle. Diesmal war der komplette Radparcours abgesperrt und wir konnten ungehindert den Highway entlang brettern. Von Anfang an lief das Radfahren super, obwohl ich mich zurückhielt, holte ich einen nach dem anderen ein. Irgendwann bei km 40 fuhr ich dann auf Dobi auf, den ich erst gar nicht erkannte weil er ein Langarmtrikot anhatte. "Dobi, war dir kalt??" Von da an, entfachte sich ein spannendes Rennen zwischen uns in der keiner weit weg vom anderen war. Nur gegen Ende konnte ich etwas Vorsprung herausfahren, der auch bitter nötig war, da ich einige Meter vorm zweiten Wechsel meine GPS Uhr und meinen rechten Schuh verlor, als ich ganz professionell schon im Fahren aus den Schuhen aussteigen wollte. Hier gleich die Warnung an alle, wenn dann unbedingt vorher üben, ansonsten wird das nichts und ihr verliert wie ich, wertvolle Zeit beim Einsammeln. Aber nicht so schnell. Nach der ersten Runde schaute ich auf die Uhr und traute meinen Augen kaum so schnell war ich unterwegs. Hier noch mal besten Dank an Sebastian, der mein Fahrrad zuvor einwandfrei montiert und genau passend eingestellt hatte. Tolles Teil! Das Radfahren verlief super, außer einer kleinen Schwächephase nach der 2ten von 3 Runden und dem Umstand dass ich weniger aß als ich geplant hatte und dass mir in der letzten Runde ein Affe 5m vors Rad lief, war ich mit dem Radsplit von 5:06h richtig zufrieden. Dies war die 19. beste Radzeit überhaupt und wie ich später beim Laufen mitbekam auch schneller als so mancher Profi unterwegs war. (Schulterklopf! ;)
Mein Wechsel verlief wie vorhin erwähnt etwas turbulent ab, mit meiner Uhr im Mund, meinem rechten Schuh in der Hand und den linken am Fuß lief ich etwas orientierungslos im Wechselgarten herum bis mir endlich ein Posten den richtigen Weg zeigte. Der Service im Wechselzelt war dafür umso besser, Sonnencreme und ein aufmunterndes Lächeln und ab ging die Post. Dann passierte mir was ich eigentlich vermeiden wollte, ich lief zu schnell los. Laut meiner Pulsuhr, die Pulsschläge im 150er Bereich anzeigte, lief ich im guten Bereich, später bei Anschauen der Zeiten stellte ich allerdings fest dass ich anfangs im 4:05er Schnitt lief, in der Mitte einen 4:54er und am Schluss nur noch einen 5:45er Schnitt. Daraus erfolgt für das nächste Mal die Erkenntnis unbedingt die Geschwindigkeit mit zu berücksichtigen und nicht nur auf die Pulsuhr zu schauen. Dank meiner anfänglichen Laufgeschwindigkeit kam ich richtig gut voran und war super drauf als mich nach 10km ein Profi überholte und mich fragte ob ich einer von den Schweden sei. Dies konnte ich zum Glück verneinen, "ich mein mal ehrlich, so blond bin ich nun auch nicht!" Leider erwischte mich dann mitten in meiner Hochphase als ich gerade die Cheerleader angefeuert hatte, der Mann mit dem Hammer. Oh mist, dachte ich mir, und das jetzt schon in der 2ten von drei Runden. Von da an schaufelte ich noch mehr in mich hinein, inkl. ekelhafter Koffein-Gels und Sandwichstückchen in denen irgendwas Schwarzes drin war. Leider trank ich zuwenig, wie sich später herausstellen sollte. Obwohl ich mich tapfer wehrte, ließ mich der Hammermann nicht mehr los. Schritt für Schritt wurde es schwerer und die Motivation kehrte sich ins Gegenteil um. Der Laufkurs führte uns entlang der Strandpromenade, später durch das Unigelände und wieder zurück. Als ich gerade vom Wechselpunkt in die letzte Runde einbog sah ich kurz darauf Dobi, der jetzt wieder näher herangekommen war, was mich motivierte noch mal ein paar Kohlen drauf zu legen und nicht das Gehen anzufangen. Es war nur unheimlich schwer, weil ich einfach nur noch fertig war und die Ziellinie sehen wollte. Also heftete ich mich an einen überrundeten an, der mich gerade überholt hatte und ließ mich bis zum Schluss mitziehen. Endlich sah ich die Ziellinie, leider hatte ich gerade die 10 Stunden Marke verpasst, was mir zu diesem Zeitpunkt jedoch ziemlich egal war, so froh war ich das Ganze endlich beenden zu dürfen.
Das Rennen beendete ich als insgesamt 32. und 4. meiner Altersklasse. Damit bin ich hoch zufrieden.Nach der Ziellinie wurde mir bewusst wie sehr mich das ganze angestrengt hatte, ein paar Bissen konnte ich zu mir nehmen, bevor mir dann so schlecht wurde dass ich ins medizinische Zelt musste. Dort wurde ich erst einmal gewogen und zu meinem Erstaunen wog ich jetzt nur noch 77kg, ganze 5kg weniger als vor dem Start!!!Geschlagene 2h lag ich im Zelt herum und mir wurden ganze dreimal ein Liter Nährstofflösung injiziert. Trotzdem sackte mein Blutdruck immer wieder auf 65 zu 40 ab bis er sich endlich stabilisiert hatte und ich gehen konnte. Eine kleine Anekdote noch, am nächsten Tag bei der Hawaiivergabe begleitete ich einen Bekannten der in meiner AK 2ter wurde und wollte wissen ob er es schaffte. Als unsere Altersklasse endlich dran kam, hieß es 3 slots wären zu vergeben. Oh, dachte ich mir, super Sache, vielleicht hast du ja Glück. Der erste unserer AK lehnte ab, was bedeutete dass ich es geschafft hatte einen Hawaii slot zu bekommen!! Der Jubel war grenzenlos. 10 Minuten und einige Diskussionen später, wurde unser dritter slot dann an eine ältere AK vergeben und weg war er wieder, mein erster Quali slot für Hawaii. Etwas enttäuscht war ich schon, aber es hielt sich zum Glück in Grenzen da ich eh nicht damit gerechnet habe und es noch für zu früh empfunden hätte.In Frankfurt am 01. Juli starte ich den nächsten Versuch!
Dienstag, 27. März 2007
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